Sonntag, 04.12.22

Die Woche in Stockholm startete am 4. Dezember mit einer Willkommenszeremonie in der KTH, einer der Universitäten in Stockholm. Das Organisationskomitee, das vor allem aus schwedischen Studentinnen und Studenten bestand, hatte für diesen Abend ein Programm vorbereitet, bei dem wir die schwedische Kultur und die Kulturen der anderen Teilnehmer*innen besser kennen lernen konnten. Jeder hatte eine kurze Präsentation über sein Heimatland vorbereitet und entsprechende Süßigkeiten mitgebracht, sodass schon der erste Abend zu einem kulinarischen und interkulturellen Erfolgserlebnis wurde.

Montag, 05.12.22

Am Montag fand das eigentliche Stockholm International Youth Science Seminar statt. Die Hälfte der Teilnehmer*innen präsentierte ihre Projekte, die übrigen Teilnehmer*innen gestalteten eine Podiumsdiskussion mit David MacMillan (Chemienobelpreisträger 2021). Die Präsentationen und die Podiumsdiskussion wurden im Nobelpreismuseum aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht.

Nachdem ich meine Präsentation beendet hatte, konnte ich zusammen mit dem anderen Teilnehmer*innen das Nobelpreismuseum erkunden. Neben im Original erhaltenen Versuchsanordnungen, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden waren, ist mir dabei vor allem auch die Architektur des Museums in Erinnerung geblieben.

Dienstag, 06.12.22

Dienstag startete mit einem Besuch des Freilichtmuseums Skansen. Dort konnten wir sowohl traditionelle schwedische Dörfer besichtigen als auch viele Tiergehege und Aquarien anschauen.

Am Nachmittag besuchten wir das Unternehmen Einride, dass sich auf die Produktion selbstfahrender Fahrzeuge spezialisiert hat, und bekamen einen Einblick, wie sich die Mobilität in Zukunft verändern könnte. Alle Mitarbeiter nahmen sich sehr viel Zeit für uns und ließen keine Fragen unbeantwortet.

Mittwoch, 07.12.22

Am Mittwochmorgen waren wir zu Gast bei Unicef. Nachdem wir in einigen kurzen Vorträgen einen Einblick in die Arbeit der Organisation bekommen hatten, haben wir ein paar Spiele gespielt, die uns einmal mehr verdeutlicht haben, wie stark die Herkunft einer Person deren Werdegang und Chancen beeinflusst. Jeder von uns bekam einen imaginären Charakter zugeordnet, wie beispielsweise den eines 25-jährigen HIV-positiven Mannes, und musste anhand von bestimmten Fragen entscheiden, welche Stellung dieser Mensch im globalen System hat.

Nach dem Unicef-Besuch stand der Besuch der Nobelpreis-Vorlesung im Bereich Medizin auf dem Programm. Da diese Vorlesungen öffentlich zugänglich sind, bilden sich meist sehr lange Schlangen. Nachdem wir eine Stunde in der Kälte gewartet hatten, waren die Plätze im Hörsaal leider alle schon besetzt, sodass wir den Vortrag letztendlich nur über einen Livestream verfolgen konnten. Anschließend besuchten wir noch eine weitere Vorlesung, bei der ein Verfahren erklärt wurde, mithilfe dessen Holz transparent gemacht werden kann. Abends ging ein Teil der Gruppe noch die Nobel Lights anschauen. Da das Programm am nächsten Tag aber schon wieder früh startete und wir an dem Tag schon genug Zeit in der Kälte verbracht hatten, entschied ich mich dazu, mit ein paar anderen Teilnehmer*innen zurück ins Hotel zu gehen.

Donnerstag, 08.12.22

Am Donnerstag besuchten wir morgens die Nobelpreis-Vorlesungen für Physik und Chemie in der Universität in Stockholm. Die Nobelpreisträger stellten ihre Projekte mit mehr oder weniger übersichtlichen Präsentationen vor. Am Nachmittag standen nach einem reichlichen Mittagessen zwei weitere Ausstellungen auf dem Programm. Dabei ist mir insbesondere die Eternal Life Ausstellung als sehr positiv in Erinnerung geblieben, wo einzelne Nobelpreisträger und ihre Projekte vorgestellt wurden. So konnten wir uns z. B. über Marie Curie und die Entdeckung des Radiums informieren und tolle Animationen über naturwissenschaftliche Entdeckungen anschauen.

Freitag, 09.12.22

Den gesamten Freitag verbrachten wir im Nobel Week Dialogue. Hier diskutierten Nobelpreisträger und andere Wissenschaftler in einzelnen Podiumsdiskussionen zum Thema „the future of life“. Dabei ging es jeweils um einzelne Unterthemen wie den Klimawandel oder die Verhinderung von zukünftigen Krisen. Für mich persönlich war dieser Tag eines der Highlights der Woche, weil diese Gespräche eine interessante Kombination aus der fachlichen Meinung der Wissenschaftler und ihren persönlichen Erfahrungen bzw. Meinungen waren. Am Freitagabend kehrten wir dann noch einmal in die KTH zurück, wo zuvor die Willkommenszeremonie stattgefunden hatte, um die Fragen, die uns schwedische Schüler*innen zu unseren Projekten gestellt hatten, zu beantworten.

Samstag, 10.12.22

SIYSS Gruppenfoto

Der absolute Höhepunkt der Woche war die Nobelpreisverleihung, die wie jedes Jahr am 10.12. stattfand. Vormittags begann für alle das große Styling für den Abend. Dabei wurden insbesondere die traditionellen Kleider einiger Teilnehmerinnen besonders bewundert. Nach einem Fotoshooting mit einem Fotografen folgte mittags die eigentliche Abschiedszeremonie, bei der alle Teilnehmer*innen eine Urkundeüberreicht bekamen.

Schließlich machten wir uns alle sehr aufgeregt auf den Weg zum Stockholmer Konzerthaus, wo die Nobelpreisverleihung jedes Jahr stattfindet. Nachdem wir in der Stockholmer Innenstadt einige Zeit im Stau verbracht hatten, erreichten wir die Nobelpreisverleihung gerade noch rechtzeitig. In Stockholm wird jedes Jahr der Nobelpreis für Medizin/Physiologie, Chemie, Physik, Wirtschaft und Literatur vergeben. Verliehen wird der Preis vom schwedischen König. Damit war auch die gesamte schwedische Königsfamilie während der Verleihung anwesend. Zwischen den einzelnen Verleihungen der Preise und der Laudatio spielte ein Symphonieorchester klassische Stücke, die eigens
für die Nobelpreisverleihung komponiert worden waren.

Mein Blick auf die Nobelpreisverleihung

Auf die Nobelpreisverleihung folgt traditionell das Nobelbankett, dem alle Nobelpreisträger beiwohnen. Da aufgrund der Coronapandemie in den letzten zwei Jahren kein Bankett stattgefunden hatte, waren in diesem Jahr auch die Nobelpreisträger der letzten beiden Jahre eingeladen. Deshalb konnte aufgrund der begrenzten Kapazitäten nicht die gesamte SIYSS-Gruppe am Nobelbankett teilnehmen. Der Großteil unserer Gruppe wurde deshalb zu einem Nobel-Dinner eingeladen. Wir bekamen dasselbe Nobel-Menü, das auch beim Nobelbankett serviert wurde und hatten die Möglichkeit, das Bankett über einen Livestream zu verfolgen. Es war ein sehr schöner Abend, gerade weil wir noch einmal die Möglichkeit hatten uns innerhalb der Gruppe auszutauschen. Das Essen war grandios und insbesondere der Käsekuchen wird mir noch lange in Erinnerung bleiben!

Nach dem Dinner machten wir uns auf den Weg in die Stockholmer Uni, wo die Students‘ Nobel Nightcap stattfand. Die Students‘ Nobel Nightcap ist eine Party, die nach dem Nobelbankett stattfindet und die gesamte Nacht andauert. Auch die Nobelpreisträger besuchen diese Party. Die gesamte Uni war für die Party hergerichtet worden, an jeder Ecke fand sich ein Bar oder ein Buffet. Eine Liveband und mehrere engagierte Tanzgruppen sorgten für die entsprechende Partystimmung. Die letzte Nacht war dementsprechend kurz.

Am Morgen des 11. Dezember stand dann leider schon die Verabschiedung von den übrigen Teilnehmer*innen und der Rückflug an.

Die Woche in Stockholm war zweifellos ein „once in a lifetime“ – Ereignis. Ich hätte es mir vor einem Jahr niemals träumen lassen können, einen so tiefen Einblick in die Welt der Wissenschaft zu erlangen. Der Besuch der Aktivitäten rund um die Nobelpreisverleihung sowie der Austausch mit gleichaltrigen wissenschaftsbegeisterten jungen Menschen aus der ganzen Welt ist für mich eine riesige Bereicherung. An dieser Stelle möchte ich mich sowohl bei der Organisation von Jugend forscht als auch bei dem schwedischen Organisationskomitee für diese einzigartige Möglichkeit bedanken. Die SIYSS-Woche wird mir immer in Erinnerung bleiben und ist mir für meine Zukunft eine unglaublich große Motivation.